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Millionenprojekt am Grünten geplatzt - Eine Chronologie der Geschehnisse
Das Millionen-Projekt "Grünten Bergwelt" im Oberallgäu ist geplatzt. Eine Chronologie der Geschehnisse.
Bild: Matthias Becker
Das Millionen-Projekt "Grünten Bergwelt" im Oberallgäu ist geplatzt. Eine Chronologie der Geschehnisse.
Bild: Matthias Becker
30 Millionen Euro sollten in die "Grünten Bergwelt", den Ausbau der Grüntenlifte investiert werden. Nun ist das Großprojekt geplatzt. Eine Chronologie.
30 Millionen Euro sollten im Rettenberger Ortsteil Kranzegg investiert werden, eine Zehner-Kabinenbahn entstehen mit Parkhaus bei der Talstation, großem Bergrestaurant und erneuerter Grüntenhütte. Jetzt ist das umstrittene Grüntenprojekt gestorben. Das teilte Rettenbergs Bürgermeister Nikolaus Weißinger (zu Beginn eines Pressetermins am Mittwoch) in Rettenberg mit.
Es sollen keine weiteren Planungen erfolgen, "nachdem trotz aller Bemühungen meinerseits und auch der Familie Hagenauer und einer extremen Reduzierung der Planungen eine Handvoll Eigentümer nicht bereit war und ist mitzuwirken". Gegen die Planungen gab es medienwirksame Proteste seitens der Bürgerinitiative „Rettet den Grünten“. Der Bund Naturschutz hatte angekündigt, gegen das Projekt klagen zu wollen.
Eine Chronologie des Großprojekts am Grünten:
Seit 1960 liefen bis zur Wintersaison 2016/17 die Grünten-Lifte in Kranzegg. Sie waren nur im Winter geöffnet. Es handelte sich um eine Doppelsesselbahnen und sechs Schlepp- beziehungsweise Übungslifte.
Für 2017 ist die Übernahme der Grünten-Lifte durch einen Schweizer Investor geplant. Der verspricht viel, will 80 Millionen Euro investieren, aber es fließt kein Geld. Die damalige Besitzerfamilie der Grünten-Lifte wird zahlungsunfähig.
2018 In einem vorläufigen Insolvenzverfahren sucht der Insolvenzverwalter Interessenten für die Lifte. Die Unternehmerfamilie Hagenauer aus Rettenberg kommt zum Zug. Sie betreibt bereits die Alpsee Bergwelt.
2019 präsentiert die Familie ihre Pläne, 30 Millionen Euro in eine Grünten Bergwelt zu investieren. Es sollte ein Ganzjahresbetrieb mit Zehner-Gondelbahn und einer Walderlebnisbahn werden. Die marode Grüntenhütte sollte neu gebaut werden. Der Gemeinderat stimmt zu. Die Bürgerinitiative "Rettet den Grünten" sammelt aber online über 70.000 Unterschriften gegen die Pläne. Medienwirksam organisiert sie eine "Rote Linie" am Grünten mit 1100 Teilnehmern, um ihren Unmut kundzutun. Ende 2019 informiert der Investor, auf die Walderlebnisbahn verzichten zu wollen.
Die Gemeinde stimmte zu, doch es bildete sich eine Bürgerinitiative, die einen „Rummelplatz“ befürchtete. Bei einem Protest bildeten 1100 rot gekleidete Teilnehmer eine rote Linie. Die Initiative sammelte online und vor Ort mehr als 70.000 Unterschriften gegen das Vorhaben.
Bild: Ralf Lienert (Archivbild)
2020: Die Proteste gegen den Bau flauen nicht ab. Der Ton wird rauer. Anwälte werden bemüht. Der Investor zieht sich zurück, gibt keine Statements und Interviews mehr.
2021: Die Investorenfamilie präsentiert im Mai in Sonthofen ihre überarbeitete Planung der Grünten Bergwelt. Die Talstation und die Trasse der Gondelbahn sollen verlegt werden. Dazu kommt ein Parkhaus und eine erneuerte Grüntenhütte. Ein 44000 Kubikmeter fassender Schneiteich soll das Skifahren auch künftig sichern. Der Gemeinderat stimmt wiederum zu. Die Neubaupläne liegen von Mitte August bis Mitte September zur Einsicht aus: 2000 Einwendungen gehen bis Ende Oktober im Landratsamt ein. Der Bund Naturschutz bezeichnet das Projekt als nicht genehmigungsfähig, formuliert seine Ablehnung auf 50 Seiten, will notfalls gegen den Bau klagen, von einem „gigantischen Landschaftseingriff“ ist die Rede.
2022: Vier Grundeigentümer klagen beim Verwaltungsgericht Augsburg gegen den Neubau der Grüntenhütte. Der Bund Naturschutz (BN) reicht zusammen mit der Bürgerinitiative „Rettet den Grünten“, Anwohnern und Grundeigentümern eine Petition im Landtag gegen die Rodung des Bergwalds für die vorgesehene neue Lifttrasse ein. Die zu rodenden Forstflächen seien teilweise als Schutzwald ausgewiesen und in „geologisch labilen Hangbereichen“ heißt es im Schreiben. Begründet wird die Forderung, die Rodung zu verbieten, auch mit dem sogenannten „Bergwaldbeschluss“ aus dem Jahr 1984. Damals wurde festgelegt, Rodungen im Bergwald für den Bau neuer Freizeiteinrichtungen grundsätzlich nicht mehr zuzulassen. Die Landtagsabgeordneten wollen sich die Situation vor Ort anschauen. Dazu kommt es aber nicht. Im Hintergrund laufen Bemühungen, das Projekt zu verkleinern, die ursprüngliche Lifttrasse doch beizubehalten. Es gibt keine Einigung unter den Grundeigentümern. Familie Hagenauer kauft bereits im Herbst die Buronlifte in Wertach.