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Grüntenlifte aktuell: Paukenschlag am Grünten - Projekt "Bergwelt" geplatzt

Keine Bergbahn am Grünten

Paukenschlag am Grünten: "Die Grüntenlifte sind gestorben"

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    Keine Bergbahn am Grünten: Das umstrittene Projekt "Grünten Bergwelt" wird nicht gebaut.
    Keine Bergbahn am Grünten: Das umstrittene Projekt "Grünten Bergwelt" wird nicht gebaut. Foto: Ralf Lienert (Archiv)

    „Das Projekt der Familie Hagenauer ist gestorben“, sagt Rettenbergs Bürgermeister Nikolaus Weißinger am Mittwochmittag bei einer Pressekonferenz im Rathaus Rettenberg. Auch die alte Liftanlagen, die es dort seit 1960 gibt, sollen demnächst abgebaut werden. Vor dem Gebäude sprechen Vertreter von Bund Naturschutz und Bürgerinitiative „Rettet den Grünten“ von einem Freudentag. Lesen Sie hier die Reaktionen aus dem Allgäu.

    • Die sogenannte Grünten Bergwelt war von Anfang an umstritten, unter den Grundeigentümern und auch in der Bevölkerung. Von einem „Rummelplatz“ am Grünten war die Rede.
    • Die zunächst vorgesehene „Waldseilbahn“ nahm die Unternehmerfamilie deshalb bald schon aus dem Konzept, das seit Mai 2021 eine Ganzjahres-Gondelbahn auf neuer Trasse, ein Parkhaus an der Talstation und eine große Bergstation samt Restaurant vorsah.
    • Der Bund Naturschutz kündigte an, gegen die Pläne klagen zu wollen. Schon lange streiten Investoren und Naturschützer um die Zukunft des Grünten.

    Keine Bergbahn am Grünten: Heftige Kritik an "Grünten Bergwelt"

    Die Bürgerinitiative „Rettet den Grünten“ hatte 70.000 Unterschriften im Internet gegen das Projekt gesammelt. Im Herbst 2021 waren die Pläne im Landratsamt eingereicht worden. Seitdem war es still. Im Hintergrund, so wurde bekannt, bemühten sich die Beteiligten aber um eine massive Verkleinerung des Projekts. Weißinger spricht von einer „Befriedungsaktion“. Lesen Sie unseren Kommentar zum Aus der "Grünten Bergwelt": Es geht um mehr als den Grünten

    Adelharzlift, Breitensteinlift, Grüntenlifte, Kranzegg - Der Berg mit dem rot-weißen Sendemast beheimatet mehrere Liftanlagen und Pisten, auf denen sich Ski- und Snowboardfahrer im Winter austoben können.
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    Der Grünten bei Rettenberg im Allgäu zählt zu den beliebtesten und bekanntesten Bergen in den Allgäuer Alpen. Doch was macht ihn aus? Eine Bilderstrecke.

    Er habe sich in den vergangenen Monaten dafür eingesetzt, die verfahrene Situation um Sanierung und Ausbau der veralteten Liftanlagen zu beheben. Er wollte Grundeigentümer, unter ihnen auch die örtliche Alpgenossenschaft, mit dem Bauherrn in konstruktive Gespräche bringen. Das gelang wohl nicht immer. Weißinger: „Es blieben Interessenskonflikte, die vor allem in der für den geplanten Ausbau und Betrieb notwendigen Nutzung und Querung von land- und forstwirtschaftlichen Flächen in Privathand liegen.“ Eine Chronologie der Ereignisse um das Projekt "Grünten Bergwelt" lesen Sie hier.

    Der Bund Naturschutz (BN) und die Bürgerinitiative "Rettet den Grünten" begrüßen die Entscheidung, das Projekt zu stoppen. „Das Erschließungsvorhaben hätte erhebliche Eingriffe in geschützte Biotope und das europäische Fauna-Flora-Habitat-Gebiet mit sich gebracht. Es ist gut, dass diese Pläne jetzt vom Tisch sind“, sagte Alfred Karle-Fendt, von der BN-Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu. Wie reagieren Befürworter und Kritiker des Projekts? Das lesen Sie hier.

    „Einmal mehr wird am Grünten klar: Großerschließungspläne in den bayerischen Alpen stoßen auf erheblichen Widerstand in der Bevölkerung und lassen sich nicht mehr durchsetzen“, so Richard Mergner, Landesvorsitzender des BN. Er fordert nun, dass gemeinsam mit Bügerinnen und Bürgern, Tourismuswirtschaft und Umweltverbänden ein „naturnahes Tourismuskonzept“ für den Grünten entwickelt wird. Der gleichen Meinung ist Adrian Gioja, Sprecher der Bürgerinitiative „Rettet den Grünten“: „Es ist nun an der Zeit, zusammen an einer zukunftsfähigen Alternative für unser aller Grünten zu arbeiten.“

    Grüntenlifte: Keine Sanierung, keine "Bergwelt"

    Für den CSU-Bürgermeister ist es „bedauerlich, dass die Bereitschaft der Familie Hagenauer zu einer friedlichen Schlichtung und auch ihre finanziell aufwendigen Planungen ins Leere gelaufen sind.“ Zum Hintergrund: 2018 hatten Hagenauers, eine Unternehmerfamilie aus Rettenberg, die Grüntenlifte gekauft. Die Vorbesitzer waren zahlungsunfähig geworden. Ein Insolvenzverwalter hatte sich um einen Weiterbetrieb bemüht. Alles über den Grünten - den Wächter des Allgäus - erfahren Sie hier.

    2020, als Weißinger (CSU) die Amtsgeschäfte im Rathaus Rettenberg übernahm, „waren Ausbaupläne und entsprechende Abmachungen mit betroffenen Grundstückseigentümern für die Einrichtung einer modernen Gondelbahn und einer Gastronomie an der Grüntenhütte vorgelegen“.

    Nach mehreren Umplanungen sei für die Unternehmerfamilie keine weitere Adaption mehr möglich, „zumal keine wirtschaftliche Betriebsführung unter den zuletzt im Raum stehenden Nutzungsbedingungen einiger notwendiger Privatgrundstücke in Aussicht stehen“.

    Keine "Grünten-Bergwelt": Familie Hagenauer will sich nicht äußern

    Familie Hagenauer war nicht bei der Pressekonferenz und will sich auch gegenüber Pressevertretern nicht äußern. Auf der Homepage der Grüntenlifte ist seit Mittwoch zu lesen: Schlussendlich waren es ein paar Mitglieder der Alpgenossenschaft Grünten, die den „Todesstoß“ für das Gesamtprojekt gaben, in dem sie der vertraglich geschuldeten Grundschuldbestellung nicht zustimmten. Den Schadenersatz werden nun die Gerichte klären.“ (Anm. d. Redaktion: Mit einer Grundschuldbestellung stimmt der Eigentümer der Eintragung der Grundschuld in das Grundbuch zu.)

    Familie Hagenauer betont: Es wird keinen Ersatzbau für die alten Anlagen geben. Der Betrieb mit den jetzigen Skiliften wird auf Grund fehlender Einigung mit einem Grundstückseigentümer nicht wiederaufgenommen werden können. Die Gemeinde Rettenberg wird sich nun auf eigene Kosten um ein Besucherlenkungskonzept am Grünten bemühen

    Bürgermeister Weißinger kündete bei der Pressekonferenz an, nun auf ein sanftes Tourismuskonzept setzen zu wollen. Detaillierte Pläne müssten noch ausgearbeitet werden. Adrian Gioja von der Bürgerinitiative „Rettet den Grünten“ spricht von einem „Erfolg“, der ohne die vielen Unterstützer und Unterstützerinnen nicht möglich gewesen wären. Thomas Frey, Regionalreferent des Bund Naturschutz für Schwaben plädierte dafür, die Seilbahnförderung abzuschaffen, aber Geld für sanfte Tourismusprojekte zur Verfügung zu stellen.

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