Der Dachstuhl fehlt. So lautet eine der ersten Meldungen, die Klaus Liepert am Freitag, 26. Juli, erhält. Vor wenigen Minuten hatte es im Memminger Stadtteil Kalkerfeld eine Explosion gegeben. Und Liepert ist als Ortsbeauftragter des Technischen Hilfswerks (THW) auf dem Weg dorthin. Dann die nächste Meldung: „Da fehlt nicht nur der Dachstuhl, da fehlt das Haus.“
Der Memminger sitzt am Donnerstagabend im Medienzentrum der Allgäuer Zeitung in Kempten und berichtet von einem der größten Einsätze der vergangenen Jahre in der Region. Unsere Zeitung hatte ihn und seinen THW-Kollegen Stephan Zettler zum Jahresrückblick „Köpfe 2024“ eingeladen. Die beiden gehörten am 26. Juli zu den Einsatzleitern an der Unglücksstelle. Und nun gewähren sie im Gespräch mit Moderator Helmut Kustermann einen Einblick in die aufreibende Arbeit.
Haus-Explosion in Memmingen: Einsatzleiter schildern ihre Erfahrungen
Stephan Zettler war einer der ersten am Einsatzort. „Es war wie im Spielfilm: Die ganze Straße lag voller Trümmer.“ Gebäude waren beschädigt, Autos zerstört. Panische Anwohner. Es sei zunächst nicht einfach gewesen herauszufinden, was geschehen war. Und wo das Zentrum dieser chaotischen Szenerie lag. Doch das THW weiß, wie es solche Situationen meistern kann, sagt Liepert. Dafür werde geübt. Und dafür gebe es bewährte Methoden.
Zudem habe das THW Memmingen schon Erfahrung mit einer Hausexplosion, sagt Zettler. Es war auch in Rettenbach am Auerberg (Kreis Ostallgäu) im Einsatz, als dort im Mai 2019 ein Wohngebäude in die Luft geflogen war.
Unsere Köpfe 2024: THW-ler blicken auf Einsatz zurück
Wird jemand vermisst? Könnte jemand unter den Trümmern liegen? Das herauszufinden, sei eine der schwierigsten Aufgaben bei solchen Einsätzen, sagt Klaus Liepert. Über das Einwohnermelderegister werde geschaut, wie viele Menschen in einem Gebäude leben. Zudem habe die Polizei schnell so viele Passanten wie möglich befragt. Vermissen Sie jemanden?
Im Kalkerfeld waren die Trümmer bis zu 400 Meter weit geflogen. Sie hätten ein spielendes Kind, einen Radler, einen Spaziergänger treffen können. Bald war aber klar: Wie durch ein Wunder wurde auf den Straßen des Wohngebiets niemand verletzt. Dennoch blieb es nicht nur bei Sachschäden.
17-Jähriger stirbt bei dem Unglück
Als das Reihenendhaus explodierte, wurde der 17-jährige Sohn der Familie des direkt angrenzenden Hauses getötet. Die Eltern waren unterwegs, kamen aber schnell zurück, als sie von dem Unglück hörten. Und sie sagten den Einsatzkräften, dass ihr Sohn vermutlich im Gebäude war. In der Nacht dann wurde dessen Leichnam in den Trümmern gefunden.
„Unsere Köpfe 2024“: Der Jahresrückblick unserer Zeitung - das waren die Gäste
Der Jahresrückblick „Unsere Köpfe 2024“ ging am Donnerstag, 12. Dezember, im Allgäuer Medienzentrum in Kempten über die Bühne. Unter den Gästen des Abends waren auch die beiden Einsatzleiter, die bei der verheerenden Hausexplosion am 26. Juli in Memmingen halfen. Zudem waren zwei Landwirte dabei, die auf die Bauernproteste zurückblickten. Was sie erzählt haben:
- „Er wäre stolz gewesen“ - Bürgermeisterin wird vereidigt, obwohl ihr Mann stirbt.
- Wie erlebten zwei Landwirte die Bauernproteste in diesem Jahr?
- Wie nimmt man 100 Kilo ab? Aline Wiesener erzählt ihre bewegende Geschichte.
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