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Preissteigerungen bei Energie und Futter: So leiden Allgäuer Landwirte unter den hohen Preisen

Extreme Preissteigerungen

"Da bleibt am Ende nichts übrig" - So leiden Allgäuer Landwirte unter den hohen Preisen

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    Trotz der gestiegenen Einkaufspreise hat sich Familie Dötz entschieden, neue Legehennen für ihren Biohof in Sulzberg zu kaufen. Das Bild zeigt Julian Dötz beim Füttern.
    Trotz der gestiegenen Einkaufspreise hat sich Familie Dötz entschieden, neue Legehennen für ihren Biohof in Sulzberg zu kaufen. Das Bild zeigt Julian Dötz beim Füttern. Foto: Ralf Lienert (Archivbild)

    Knappes Bio-Kraftfutter aufgrund des Ukrainekrieges – über diese Sorge von Allgäuer Landwirten berichteten wir im April. Denn mit der Ukraine fiel ein wichtiger Lieferant weg, warnte der langjährige schwäbische Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbands (BBV), Alfred Enderle (Wertach/Oberallgäu). Doch wie hat sich die Lage seitdem entwickelt? „Das Futter ist extrem teuer, in den letzten sechs Wochen hatten wir zwei Preissteigerungen“, klagt Kornelia Dötz, deren Familie 10.000 Legehennen auf einem Biohof in Sulzberg (Kreis Oberallgäu) hält.

    Warum Allgäuer Betrieb noch in Legehennen investiert

    Man habe sich aber entschieden, es noch mal zu riskieren und neue Legehennen zu kaufen. Die seien zwar teurer geworden – aber ohne die Eier fehlten Einnahmen. „Heuer ist eine absolute Nullrunde, da bleibt am Ende nichts übrig“, sagt sie. Denn die Preise seien um etwa ein Drittel gestiegen, ein Ende nicht absehbar. „Jede Futterlieferung ist spannend und man weiß nie, was es kostet.“ (Lesen Sie auch: Nach Allgäuer Tierskandal: Geht es voran beim Tierschutz?)

    Der Biomarkt sei indirekt vom Krieg in der Ukraine betroffen, erläutert Thomas Meitinger, Geschäftsführer von Meika Biofutter aus Großaitingen bei Augsburg, einem großen Lieferanten in der Region. Gerade Biomühlen in Norddeutschland und den Niederlanden beziehen laut Meitinger Bio-Eiweißkomponenten aus der Ukraine oder anderen Drittländern. „Wenn deren Lieferwege stocken, geht man auf europäische Alternativen, das treibt die Preise“, sagt er. Gleichzeitig habe es 2019 und 2020 wegen der enormen Umstellungswelle auf Bio im Ackerbau zu viel Bio-Futtergetreide gegeben, „dadurch haben viele Bauern zuletzt den Fokus mehr auf Speisegetreide gelegt“, erklärt Meitinger.

    Hinzu kommt, dass der eine oder andere Lieferant angesichts angebotener Höchstpreise schwach geworden sei und an Mühlen aus dem Norden oder den Niederlanden verkauft habe. Insgesamt sei das „eine schwierige Gemengelage“. Aber: Die Versorgung sei zwar „eher knapp zu sehen, aber nicht besorgniserregend“. Doch die Preise dürften manchen Bauern Sorgen bereiten. (Lesen Sie auch: Wie kommen Sie durch die Krise? Allgäuer Bäcker, Schreiner und Unternehmer erzählen)

    Landwirt: "Kosten steigen stärker als der Milchpreis"

    „Momentan bleibt nichts anderes übrig, als Futter teuer zu kaufen“, sagt der stellvertretende Oberallgäuer BBV-Kreisobmann Michael Gabler, der einen Hof mit etwa 40 Kühen betreibt und Verkaufsberater bei einem Futterhersteller ist. Der Mangel sei aber vor allem im Biobereich ein Thema. „Beim konventionellen Futter hat man mehr Auswahl und kriegt es auch regional her“, sagt Gabler. Und man könne auf Restprodukte wie Biertreber zurückgreifen. Bei Bio sei das schwieriger. Der starke Preisanstieg sei für Biobetriebe deshalb ein echtes Problem, „weil die Kosten stärker steigen als der Milchpreis“.

    Die Verteuerung hat es durchaus in sich. Im Vergleich zum August 2021, berichtet Meitinger, „hatten wir bis jetzt je nach Futterart Preissteigerungen von 25 bis 35 Prozent“. Das sei Wahnsinn. „So etwas hatten wir in den letzten elf, zwölf Jahren nie. Und das ist noch nicht das Ende.“ Denn beim Körnermais werde es in Deutschland einen Mangel geben, auch weil Biogasanlagen „ihre Mengen benötigen“. Bisher, warnt Meitinger, seien die Preissteigerungen rein rohstoffgetrieben, „da stecken noch keine Mehrkosten für Energie mit drin“.

    Bayerischer Bauernverband: "Lage ändert sich frühestens nächstes Jahr"

    Gleichzeitig, sagt BBV-Funktionär Gabler, „waren die Erntenachrichten in Europa nicht die besten“. Auch die schwierige politische Lage mit dem Krieg in der Ukraine habe sich nicht verändert. „Man gerät nicht in Panik, aber macht sich Sorgen.“ Ändern könnte sich die Lage frühestens im nächsten Jahr, glaubt er: „Wenn andere Rohstoffe angebaut werden.“

    Kornelia Dötz hofft, dass sich die Menschen bis dahin trotz Inflation „nicht vom billigen Einkaufen irre machen lassen“ und trotzdem versuchen, bio und regional zu kaufen. Sie sieht aber auch die Politik in der Pflicht: „Wenn ich sehe, dass der Staat alle Bereiche unterstützt, aber niemand fragt, wie es der Landwirtschaft geht, macht mich das wütend.“

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