Sechs Minuten waren zwischen dem ESV Kaufbeuren und Frankfurt gespielt, Tore waren noch keine gefallen, aber Dr. Claus Huyer war schon zwei Mal im Einsatz gewesen. Nein, zimperlich gingen die Löwen bei ihrem 4:3-Sieg nach Verlängerung im Spiel gegen den ESVK vor allem in der Anfangsphase nicht vor.
Diebolder könnte ausfallen
Einmal quer über das Eis auf die Strafbank rannte Huyer, dessen Dienste als Mannschaftsarzt seit vielen Jahren gefragt sind, als Stürmer Mikko Lehtonen nach einer Rangelei mit Frankfurts Bobby Raymond blutete. Schlimmer erwischt hatte es kurz darauf David Diebolder, dessen Einsatz am Samstag mit der U20 in Berlin fraglich ist. Der Youngster blieb nach einem Foul liegen und musste benommen in die Kabine gebracht werden. Es besteht der Verdacht auf eine Gehirnerschütterung. Auch zu ihm eilte der Mediziner in Windeseile.
Wie spät ist es?
Bei Kopfverletzungen sei es das Wichtigste zu prüfen, ob der Betroffene noch atme und bei Bewusstsein sei, erklärt Huyer. „Danach prüft man, ob der Spieler aufstehen kann“, sagt er. In der Regel werden die Kufencracks dann in die Kabine gebracht, wo auch die Reflexe gecheckt werden. „Dann frage ich meistens, welchen Tag wir haben, wie spät es ist, ob ihm schwindlig ist“, berichtet Huyer, der in seiner Funktion in einem Team aus erfahrenen Medizinern wie Dr. Christian Rülke, Dr. Peter Gleichsner und Dr. Michael Wimmer aktiv ist. Ehe Huyer an diesem für ihn ereignisreichen Abend seinen letzten Einsatz hatte, fielen dann auch noch Tore.

Frankfurt ging in Führung, per Penalty glich Joker-Top-Scorer John Lammers aus. Kapitän Tyler Spurgeon sorgte nach 23 Minuten für die einzige und kurzzeitige Kaufbeurer Führung, die Frankfurt mit zwei Treffern binnen rund drei Minuten zunichte machte.
Wilde Keilerei
Nach einer wilden Keilerei wurde Huyer wieder aufs Eis gerufen: Verteidiger Alexander Thiel hatte einen Schuss ins Gesicht bekommen. Obwohl sofort abgepfiffen wurde, spielten die Löwen weiter und schossen ein (natürlich) nicht gegebenes Tor. Nicht nur die Joker-Fans tobten, sondern auch Simon Schütz, der seine Fäuste sprechen ließ. Und Huyer? Begleitete mit Thiel den nächsten Profi in die Katakomben, um die Wunde zu versorgen. Einen Unterschied, ob der Patient nun ein noch sehr junger Spieler sei oder ein ganz erfahrener, gebe es übrigens nicht, sagt der Mediziner.
Immerhin ein Punkt
Er sah dann – wie auch der zurückgekehrte Thiel – Anfang des dritten Drittels das in Kaufbeurer Überzahl gefallene 3:3 durch Yannik Burghart und freute sich, dass am Ende des Spiels immerhin ein Zähler herauskam. Denn in der Overtime schoss Adam Mitchell nach einem Alleingang das Siegtor für die Löwen. Schon am Samstagabend ist der ESVK wieder im Einsatz, dann beim Tabellenletzten in Selb ab 19.30 Uhr.
Die AZ-Bilanz
- Mann des Abends
Für Linienschiedsrichter Christian Höck war es ein besonderer Abend. Nach rund zwei Jahrzehnten hängte er seine Schlittschuhe an den Nagel – und entschied sich für Kaufbeuren als Austragungsort seines letzten Spiels. Dabei passierte das, was er gut kennt, aber nicht will: Nicht alle Fans waren zufrieden mit der Spielführung des Unparteiischengespanns.
- Zitat des Abends
„Am Ende war vielleicht mehr drin, aber es ist, was es ist.“ ESVK-Torwart Maximilian Meier
- Zahl des Abends
Die U11-Mannschaft des ESV Kaufbeuren präsentierte sich in der ersten Drittelpause dem Publikum, spielte auf zwei Feldern vor den Fans. Gut sieben Minuten lang wirbelte die Zukunft des Vereins über das Eis und hatte sichtlich Freude.