Während der Corona-Pandemie haben viele Menschen ihren Garten oder Balkon bestimmt erst so richtig schätzen gelernt. Auch wenn die Baumärkte in Bayern geschlossen waren, gab es einen regelrechten Hochbeet-Boom. Jetzt wird es langsam wärmer und viele Hochbeet-Besitzer fragen sich: Wie bereite ich mein Hochbeet am besten auf den kommenden Sommer vor? Welche Gemüse-Sorten sind besonders pflegeleicht und gelingen sicher? Wann kann ich die Pflanzen im Allgäu nach draußen ins Hochbeet setzen? Antworten auf diese Fragen hat Bernd Brunner, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege beim Landratsamt Lindau.
Brunner ist Gartenbauingenieur und selbst leidenschaftlicher Hobbygärtner. Er hat zuhause nur einen kleinen Garten, erzählt Brunner. Doch wer klug anbaut, kann auch aus kleiner Fläche - zum Beispiel im Hochbeet - überraschend viel Ertrag herausholen.
Bin ich jetzt schon zu spät dran?
Bernd Brunner beruhigt: Wer jetzt anfängt, sich um sein Hochbeet zu kümmern, ist keineswegs zu spät dran. Ganz im Gegenteil. "Aus gartenbaulicher Sicht haben wir gerade erst Vor-Frühling", sagt Brunner. Wer sein Gemüse jedoch selbst aus dem Samen ziehen möchte, sollte jetzt damit anfangen.
Ab wann kann ich die Jungpflanzen im Allgäu ins Hochbeet setzen?
Im April und Mai kann es im Allgäu immer noch Spätfröste geben, sagt Brunner. Wärmeliebende Sorten wie Tomaten, Zucchini oder Paprika düfen auf keinen Fall vor den Eisheiligen nach draußen ins Beet. Die Eisheiligen sind dieses Jahr vom 11. bis 15. Mai. Robustes Gemüse wie Rote Beete, Lauch oder Zwiebel hält auch kühlere Temperaturen aus. Bodenfrost sollten sie trotzdem nicht abbekommen. Salate können schon früher raus, "aber ich sollte sie im Zweifelsfalll abdecken können", so Brunner. (Lesen Sie auch: Bekommen Insekten im Frühling genug Nektar?)
Das A und O beim Hochbeet: Der Boden
"Die Bodenpflege ist ein wichtiges Thema, das häufig vernachlässigt wird", sagt Bernd Brunner. Ideale Bodenbedingungen sorgen für guten Ertrag und gesundes Gemüse. Der Boden braucht die richtigen Nährstoffe und muss lebendig sein, also auch Regenwürmer und Mikroorganismen beherbergen. Der Boden sollte zudem schön locker sein und das Wasser muss gut abfließen können. "Im Allgäu haben wir im Gegensatz zu anderen Regionen in Bayern viele Niederschläge und dadurch schwere Böden", sagt Brunner. Damit sich keine Staunässe bildet und die Bodentemperatur schön warm bleibt, ist es wichtig, auf den Wasserabfluss zu achten. Hier zeigt sich ein Vorteil vom Hochbeet gegenüber dem Erdbeet: "Im Hochbeet kann ich die Bodenbeschaffenheit selbst bestimmen", sagt der Gartenbauexperte.
Um den Boden zu düngen, empfiehlt Bernd Brunner Kompost und Hornspäne. Diese seien besser für Umwelt und die Lebewesen im Boden. Zudem werden die Nährstoffe im Kompost langsam von den Mikroorganismen im Boden freigesetzt. Kunstdünger hingegen ist "purer Nährstoff". Die Nährstoffe verschwinden so schnell, wie sie in den Boden gelangt sind. (Lesen Sie auch: Warum gibt es gerade im Oberallgäu so viele Maulwurfshügel?)
Worauf muss ich beim Kauf von Erde achten? Wie fülle ich das Hochbeet?
Beim Kauf von Erde rät Brunner dazu, torffreie Bio-Erde zu kaufen. "Beim Kauf von torffreier Erde genau auf den Sack schauen, ob wirklich eindeutig "torffrei" draufsteht", sagt Brunner. Wer dieses Jahr ein Hochbeet neu anlegt, kann laut Brunner normalen Mutterboden unten in das Beet füllen und oben Pflanzerde. Im Baumarkt gibt es auch fertige Füllsysteme für das Hochbeet zu kaufen.
Brunner sieht es kritisch, das Hochbeet unten mit Ästen zu befüllen. "Denn man weiß nicht, wie sich das über die Jahre verhält". Um sicherzustellen, dass das Wasser auch Jahre nach dem Anlegen des Hochbeetes abfließen kann, solle man Steine oder Hydrokultur-Substrat unten ins Hochbeet füllen. Denn das verrottet nicht.
Lieber selbst ansäen oder Jungpflanzen im Baumarkt kaufen?
Einfacher ist es laut Bernd Brunner, fertige Jungpflanzen zu kaufen. So hat der Hobbygärtner weniger Arbeit und: "Damit spare ich mir die kritische Phase", sagt der Gartenbauberater. Beim Vorziehen auf dem Fensterbrett ist es meistens zu warm oder zu dunkel. "Dann wird der Keimling zu lang und man hat schlechtere Startbedingungen", so Brunner. Aber: "Ich kann halt nur das kaufen, was die Händler haben." Die Auswahl bei Saatgut hingegen ist wesentlich größer.
Die Qual der Wahl: Welches Saatgut ist das Richtige?
Für welches Saatgut man sich entscheidet, ist Geschmackssache. Es lässt sich grundsätzlich zwischen Bio-Saatgut, alten Sorten und Hybrid-Züchtungen unterscheiden. Alte Sorten haben den Charme, dass man Gemüse anbauen kann, das es so nicht im Handel zu kaufen gibt. Zudem sind die Sorten meist samenfest. Das heißt, aus dem angebauten Gemüse lässt sich wieder Saatgut für das nächste Jahr gewinnen.
Hybrid-Züchtungen haben laut Bernd Brunner pflanzenbauliche Vorteile. "Vor allem habe ich mit Hybrid-Züchtungen mehr Ertrag, habe meist schönere Früchte und die Pflanzen sind häufig resistenter gegen Krankheiten", sagt Brunner. Aus Hybrid-Züchtungen kann jedoch kein eigenes Saatgut gewonnen werden.
Welche Pflanzen sind für Anfänger geeignet?
Anfängern empfiehlt Brunner Radieschen. Die wachsen sehr schnell und es gibt eine große Auswahl an Sorten. "Das motiviert dann auch, wenn nach vier Wochen die ersten Radieschen da sind", sagt Brunner. Damit die Abstände zwischen den Radieschen groß genug sind, gibt es Saatgut mit Saatband zu kaufen. Weil die Radieschen so schnell wachsen, könne man sie zwischen langsam wachsenden Pflanzen wie Tomaten oder Kohlrabi setzen. So holt man aus einer kleinen Fläche möglichst viel Ertrag heraus.
Auch Salate oder Mangold sind pflegeleicht und können über den Sommer hinweg Ertrag bringen. Das einzige Problem bei Salat: Schnecken. Die könne man mit einem Hochbeet oder einem Schneckenzaun relativ gut in den Griff bekommen. Indem man bei Salat oder Mangold immer nur die äußeren Blätter aberntet, könne man die Pflanzen so laufend beernten.
Auch Rote Beete und Kohlrabi sind für Anfänger geeignet. Karotten sind ebenfalls pflegeleicht. Sie brauchen nur lockere Böden, um schöne Früchte bilden zu können.