Ein Unfall, eine Krankheit oder andere Gründe können dazu führen, dass eine Person Hilfe im Alltag benötigt und pflegebedürftig wird. In Deutschland leben laut dem Statistischen Bundesamt rund fünf Millionen pflegebedürftige Menschen. Ein Großteil davon wird zuhause durch Angehörige versorgt. Unterstützt werden diese von der Pflegeversicherung dann etwa mit Leistungen wie dem Pflegegeld - das steigt übrigens 2024 wieder.
Aber egal, welche Leistungen je nach Pflegegrad in Anspruch genommen werden können, einen Teil der Kosten müssen Pflegebedürftige oder ihre pflegenden Angehörigen selbst übernehmen. Das ist zum Teil sogar der Fall, wenn eine Pflegezusatzversicherung abgeschlossen wurde. Eine neue Umfrage des Pflegeportals pflege.de hat nun ergeben, dass sich etwa sieben Prozent der Pflegebedürftigen und Pflegenden für die Finanzierung der nötigen Pflege verschulden müssen. Wer genau betroffen ist und zu welchem Ergebnis die Umfrage noch gekommen ist, lesen Sie hier.
Umfrage "Ist Pflege noch bezahlbar?" mit 759 Teilnehmenden
An der Umfrage von pflege.de zum Thema, ob Pflege noch bezahlbar ist, haben über einen Online-Fragebogen zwischen 11. und 14. September 2023 759 Menschen teilgenommen. 26 Prozent davon sind selbst pflegebedürftig, fast die Hälfte (47 Prozent) macht pflegende Angehörige aus. Außerdem haben auch professionelle Pflegekräfte sowie weitere Personen an der Umfrage teilgenommen.
Dabei waren unter den Betroffenen und pflegenden Angehörigen die Pflegegrade 2 und 3 am häufigsten vertreten. Von den Befragten, die Leistungen der Pflegekasse in Anspruch nehmen (417 Personen), gaben 65 Prozent an, Pflegegeld zu bekommen, 27 Prozent beziehen Pflegesachleistungen, 46 Prozent nutzen den Entlastungsbetrag, 8 Prozent die Kurzzeitpflege und 4 Prozent die Tages- oder Nachtpflege. Zudem beziehen 35 Prozent Pflegehilfsmittel zum Verbrauch.
Steigende Kosten in der Pflege: Wie wirkt sich das aus?
Laut pflege.de zeichnet die neue Umfrage ein deutliches Bild: Aufgrund der gestiegenen Pflegekosten können demnach immer weniger Betroffene "ihre Pflege finanzieren und geraten so in finanzielle Schwierigkeiten bzw. sind auf Sozialhilfe angewiesen". Was bedeutet das aber genau?
Das Pflegeportal nennt mehrere mögliche Auswirkungen:
- höhere Belastung von pflegenden Angehörigen
- hoher Kostendruck bis hin zur Verschuldung
- Auszug aus dem Pflegeheim zurück in die häusliche Pflege
- Umzug ins Pflegeheim finanziell nicht möglich
So haben 40 Prozent der Befragten angegeben, mit den aktuellen Pflegeleistungen die Pflege zuhause nicht mehr bezahlen zu können, 56 Prozent gaben laut pflege.de an, dass die Sachleistungen für den ambulanten Pflegedienst nicht mehr ausreichen würden. In der Konsequenz hätten 51 Prozent der Befragten die Stunden des Pflegedienstes reduziert und die der pflegenden Angehörigen erhöht, was zu einer höheren Belastung führt.
Auch weniger genutzte Pflegeleistungen gehören zu den Auswirkungen. So nehmen der Umfrage zufolge 30 Prozent der Befragten keine Kurzzeitpflege mehr in Anspruch, 42 Prozent sparen bei der Verhinderungspflege Stunden ein und 35 Prozent nutzen die Tagespflege weniger. Zudem haben 39 Prozent angegeben, sich aufgrund der gestiegenen Kosten ehrenamtliche Hilfe von Freunden oder Verwandten zu suchen. Ihre Ersparnisse nutzen 45 Prozent der Befragten für die Pflege und knapp 7 Prozent mussten sich laut pflege.de bereits verschulden. Sozialhilfe in Form der Hilfe zur Pflege haben 6 Prozent der Befragten beantragt. Immerhin 7 Prozent gaben an, keine Sparmaßnahmen ergreifen zu müssen. Trotzdem erklärt ein Großteil der Umfrage-Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sparsamer mit Verbrauchsprodukten in der Pflege umzugehen sowie genauer zu prüfen, welche Pflegeleistungen erstattet werden.
Laut pflege.de sind insbesondere Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen von den steigenden Kosten betroffen. In der Umfrage gaben 60 Prozent der befragten Pflegeheimbewohner an, die aktuellen Kosten nicht mehr finanzieren zu können. Aus diesem Grund wollen einige (22 Prozent) aus dem Pflegeheim ausziehen und in die häusliche Pflege wechseln, andere wiederum (62 Prozent) wollen Sozialhilfe beantragen, um im Pflegeheim bleiben zu können.
Auch andersherum führen die gestiegenen Pflegekosten laut pflege.de zu Problemen. So kann sich fast jede vierte pflegebedürftige Person, die gerne in einem Pflegeheim versorgt werden würde, den Umzug nicht leisten und verbleibt aus diesem Grund in der häuslichen Pflege.