Es hat nicht ganz gereicht. Die deutschen Skispringer müssen weiter auf das erste Team-Gold bei einer Skiflug-WM warten. Am Sonntag verpassten Karl Geiger, Markus Eisenbichler, Pius Paschke und Constantin Schmid den Sieg nur knapp. Norwegen mit dem Überflieger Halgor Granerud verteidigte den Titel von der WM 2018 in Oberstdorf erfolgreich.
Stimmen zur Silbermedaille
Markus Eisenbichler: „Ich bin grad ein bisserl enttäuscht und traurig, ganz ehrlich. Ich wäre jetzt gern mit dem Team Weltmeister geworden. Schließlich fehlt uns Deutschen dieser Titel noch. Das hätten wir uns auch verdient, weil wir richtig gut geflogen sind. Ich hock da herunten und kann nur zuschauen. Ich weiß nicht, was da schon wieder herumgezockt wird. Das müssen die Trainer wissen, die haben die Jungs im Griff.“
Karl Geiger: "Es war echt nervig vor meinem letzten Sprung. Normalerweise hat man ja seinen gewohnten Ablauf. Er hieß es Luke zehn, dann zwölf, dann Luke elf, wieder zwölf. Dann zehn. Dann habe ich irgendwann mal angeschnallt, bin trotzdem ruhig geblieben. Der Sprung war auch gut. Der Flug hat Spaß gemacht, aber es hat nicht ganz gereicht. Ich glaub, ich hab die Bonuspunkte nicht erwischt. Aber cooler Wettkampf, Spannung bis zum Schluss und wir können uns über Silber freuen."
Bundestrainer Stefan Horngacher: "Es war ein enges Rennen heute. Am Ende hat Alex Stöckl extrem taktiert und ist zwei Luken nach unten gegangen. Und das ist voll aufgegangen. Karl hat den letzten Sprung nicht so getroffen, dass er die Bonuspunkte erreicht. Aber ich habe mitmachen müssen, sonst wären wir noch chancenloser gewesen. Am Ende des Tages sind wir extrem zufrieden mit dieser Skiflug-WM. Wir haben einen kompletten Satz an Medaillen geholt. Die Jungs sind super geflogen. Das war ein Traum für unsere Sportart und wir sind sehr zufrieden.“
Hier der Live-Ticker von Sonntag-Nachmittag
Update 17:47 Uhr: Auch Geiger springt von Luke zehn. Das wird knapp. 224,5 Meter. Das sind zehn Meter kürzer als der Norweger. Wieder muss Geiger ewig warten. Und: Es reicht für Silber, Norwegen holt Gold und verteidigt seinen WM-Titel von Oberstdorf.
Update 17:46 Uhr: Die Taktik geht auf. Granerud springt 234,5 Meter, kriegt viele Bonuspunkte und bekommt super Noten. Jetzt ist Geiger enorm unter Druck.
Update 17:44 Uhr: Norwegens Trainer Stöckl zockt. Er lässt Granerud zwei Luken tiefer starten...
Update 17:43 Uhr: Kubacki (Polen) kann die Top 2 nicht mehr angreifen. Polen holt Bronze.
Update 17:40 Uhr: Jetzt geht's gleich um die Wurst. Wie gestern läuft es auf das Duell Granerud gegen Geiger raus.
Update 17:37 Uhr: Der Norweger Johansson kann mit Eisenbichler nicht mithalten. Bleibt sieben Meter hinter dem Siegsdorfer. Und die Deutschen führen vor dem letzten Durchgang mit knapp 15 Punkten vor Norwegen und 23 Zähler vor Polen.
Update 17:34 Uhr: Jetzt rückt das erste Mannschafts-Gold für Deutschland bei einer Skiflug-WM immer näher. Eisenbichler zündet wegen des Feuerwerksverbots zu Silvester seine Rakete eben ein paar Tage früher, springt auf 236,5 Meter und hat riesiges Glück bei der Landung. Beinahe wäre er da gestürzt.
Update 17:23 Uhr: Die zweite 8er-Gruppe ist durch und DEUTSCHLAND führt wieder. Pius Paschke hat performed - mit 223,5 Metern und der Norweger Forfang fällt runter - bei 202 Metern. Jetzt müssen nur noch Eisenbichler und Geiger ihr Ding durchziehen und Gold ist sicher. In 20 Minuten sind wir schlauer...
Update 17:12 Uhr: Der zweite Durchgang ist wieder voll im Gang und die Titelverteidiger von der WM 2018 in Oberstdorf, die Norweger, geben sich noch nicht geschlagen. Tande gelingt ein Riesensatz auf 225,5 Meter und bringt die Skandinavier wieder auf Platz eins. Die Deutschen sind Zweiter, Polen Dritter.
Update 16:45 Uhr: Granerud kommt nicht ganz an Geiger heran. 235 Meter! Die Deutschen bauen Rang eins aus, führen jetzt 11,1 Punkten Vorsprung. Jetzt ist erst mal Halbzeit! Und die DSV-Springer liegen voll auf Kurs!
Genialer Schachzug von Trainer Horngacher
Update 16:43 Uhr: Trainer Horngacher lässt den Anlauf bei Geiger verkürzen. Er muss nur 191 Meter fliegen, um in Führung zu gehen. Ein absolut genialer Schachzug. Geiger wird etliche Bonuspunkte bekommen. Er steht hoch in der Luft, segelt auf 238 Meter, landet sicher und verteidigt die Führung der Deutschen...
Update 16:40 Uhr: Gleich kommt der frischgebackene Weltmeister Karl Geiger... Wie er den Triumph von gestern wohl weggesteckt hat?
Update 16:32 Uhr: Der Norweger Johansson kommt nur auf 220 Meter. Und schwupp: Die Deutschen liegen nach drei Springern vor Norwegen und Polen.
Update 16.30 Uhr: Wow, Eisenbichler macht sein Ding. Zieht wieder auf 230 Meter und verkürzt den Rückstand der DSV-Adler beträchtlich. Alles läuft nach Plan...
Update 16.20 Uhr: Auch Pius Paschke erfüllt die Erwartungen: 235,5 Meter hätte er fliegen müssen, um die führenden Polen abzufangen, er schaffte 220 Meter. Der Rückstand der Deutschen bleibt überschaubar. Es führt Polen vor Norwegen (-14 Punkte) und Deutschland (-19,9). Gastgeber Slowenien (-35,2) hat als Vierter schon gehörig Rückstand...
Update 16.10 Uhr: Die ersten Acht sind runter. Constantin Schmid hat mit einem Super-Sprung auf 220,5 Meter sein Soll mehr als erfüllt. Es führt Norwegen (227,5 Meter von Ex-Weltmeister Tande) vor Polen (1,5 Punkte zurück) und Deutschland (8,5). Update 16.00 Uhr: Pünktlich startet der 1. Durchgang bei besten Bedingungen. Los geht's. Jetzt heißt es Daumendrücken.
Update 15.50 Uhr: Noch zehn Minuten, dann geht's los in Planica. Deutschland, so sagt ZDF-Experte Toni Innauer, komme nicht mehr raus aus der Favoritenrolle. "Mal schauen, wie sie damit umgehen..." Pius Paschke und Constantin Schmid sprangen im Training mit 212 bzw. 212,5 Metern sehr solide ..
Update 15.40 Uhr: Acht Mannschaften sind am Start: Und zwar in der Reihenfolge Finnland, Russland, Slowenien, Japan, Österreich, Polen, Deutschland und ganz am Ende Titelverteidiger Norwegern. Für Deutschland starten Constantin Schmid, Pius Paschke, Markus Eisenbichler und als Schlussspringer Karl Geiger. Jeder Athlet absolviert zwei Flüge...
Update 15.30 Uhr: Auch Karl Geiger ist gut in den heutigen Wettkampftag gestartet. Mit 219,5 Metern belegt er Rang fünf beim Training. Für den Kracher sorgte der Norweger Granerud - er flog auf sagenhafte 244,5 Meter. Eine Kampfansage an das deutsche Quartett. Update 15.20 Uhr: In 40 Minuten geht's los in Planica. Momentan darf jeder Springer noch einen Trainingsflug bestreiten... Hammer: Markus Eisenbichler segelt gleich mal allen davon - auf 230 Meter!
Skispringer Karl Geiger - Karriere, Beruf und Familie des Oberstdorfers
Seit acht Jahren schon ist der Oberstdorfer Karl Geiger im Weltcup unterwegs. Letzten Winter hat er sich in die absolute Weltspitze gekämpft. Wir haben das Wichtigste über den 27-jährigen Allgäuer zusammengetragen – Sportliches wie Privates.
Geburtsdatum: 11. Februar 1993 (27 Jahre alt)
Wohnort: Oberstdorf
Verein: SC Oberstdorf
Größe/Gewicht: 1,83 Meter / 64 Kilogramm
Privates: Geiger kommt aus einer sportbegeisterten Familie. Mama Monika und Papa Roman (beide 59) gingen regelmäßig Skitouren, Klettern und Gleitschirmfliegen. Verena, die ältere von zwei Schwestern, hat Karl Geiger mittlerweile zum Onkel gemacht, Nachzüglerin Lucia (16) hat ihm bei der letzten Vierschanzentournee 2019 in Oberstdorf die Trophäe für den zweiten Platz überreicht.
Ende September 2020 heiratete er seine langjährige Freundin Franziska, mit der er eine eigene Wohnung im Haus der Eltern bewohnt, das in Oberstdorf etwa in der Mitte zwischen Skisprung- und Skiflug-Schanze liegt. Zusammen erwarten die beiden – während der laufenden Skiflug-WM – ihr erstes Baby.
Beruf: Im Dezember 2019 hat Geiger den Studiengang Energie- und Umwelttechnik an der Hochschule Kempten mit dem Titel Bachelor of Engineering abgeschlossen. Seit 2016 ist Geiger Angestellter beim Zoll.
Hobbys: Skifahren, Schwimmen, Gleitschirmfliegen, Reisen
Sportliche Anfänge: Geiger machte mit fünf Jahren seinen ersten Sprung. Damals noch mit Alpinskiern. Ein Jahr später ging er in die Trainingsgruppe des früheren Spitzen-Kombinierers Thomas Müller an (dort trainierte er unter anderem mit Johannes Rydzek), mit zwölf Jahren wechselte er zu den Spezialspringern.

Bisherige Trainer am Stützpunkt Oberstdorf: Thomas Müller, Bernhard Metzler und Christian Winkler
Bisherige Bundestrainer: Werner Schuster, Stefan Horngacher
Die Karriere von Skispringer Karl Geiger
- Erster Fis-Wettbewerb März 2008 in Bois d’Amont/Frankreich, Platz 5
- Erster Weltcup November 2012 in Lillehammer/Norwegen, Rang 21 - seitdem 140 Weltcups, 7 Podestplätze,
- Erste WM Februar 2019 in Innsbruck, Seefeld/Österreich, siehe größte Erfolge
- Erste Olympische Spiele Februar 2018 in Pyeongchang/Korea, siehe größte Erfolge
Größte Erfolge von Skispringer Karl Geiger
- Olympia-Silber in Pyeongchang (2018) mit dem Team, im Einzel Plätze 7 auf der Groß- und 10 auf Normalschanze
- WM-Einzelgold bei der Skiflug-WM 2020 in Planica (Slowenien)
- WM-Mannschaftsgold in Seefeld (2019) mit dem Team und im Mixed, Silber im Einzel von der Großschanze
- Weltcups-Einzelsiege in Engelberg/Schweiz (Dezember 2018), Willingen (Februar 2019), Val di Fiemme (Doppelsieg im Januar 2020), Rasnov (Februar 2020) und Lahti (März 2020). Dazu acht zweite Plätze. Teamsiege in Lahti/Finnland (März 2018) und Zakopane/Polen (Januar 2019)
Persönliche Bestweite: 243,5 Meter beim Skifliegen in Planica 2017.
Preisgelder: Karl Geiger hat seit 2013 bei FIS-Wettkämpfen laut Statistik des Internationalen Skiverbandes insgesamt 486.450 Schweizer Franken (derzeit etwa 450.000 Euro) verdient, das meiste davon, nämlich 186.200 Franken (etwa 173.000 Euro), in der letzten Saison 2019/20.

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