Ihren Platz in den Geschichtsbüchern hat Indra Baier-Müller sicher. Als erste Frau eroberte sie 2020 den Chefsessel im Oberallgäuer Landratsamt. Ein politischer Erdrutsch, der auch die Machtverhältnisse in der Kreispolitik neu ordnete. Erstmals stellte nicht die CSU den Landrat – und auch im Kreistag hatten die Christsozialen keine Mehrheit. Nicht wenige hofften auf frischen Wind und neue Ideen, gerade weil die Landrätin anders als ihre Vorgänger eine politische Quereinsteigerin war.
Es ist noch zu früh, die Amtszeit von Baier-Müller abschließend zu bewerten. Es bleibt noch fast ein Jahr Zeit, angestoßene Projekte zu Ende zu bringen. Bei der Einordnung muss man zudem berücksichtigen, dass die Landrätin von gewaltigen Herausforderungen wie Corona-Pandemie, Energie-Krise und Ukraine-Krieg ausgebremst wurde. Dennoch muss man schon jetzt festhalten, dass der Landrätin zu selten gelungen ist, Allianzen zu schmieden. Stattdessen erreichte sie manchmal sogar das Gegenteil: Ihre Gegner verbündeten sich und bildeten am Ende Mehrheiten gegen die Freien Wähler. Auch aus den Städten und Gemeinden gab es Kritik an der Amtsführung der Landrätin.
Politisches Himmelfahrtskommando beschädigt Landrätin
Als der Gegenwind stärker wurde, entschied sich Baier-Müller für die Flucht nach vorn, versuchte mit populären Vorschlägen wie einer Bären-Polizei zu punkten und ließ sich zu dem politischen Himmelfahrtskommando überreden, für die Freien Wähler ein Bundestagsmandat zu erringen. Das hinterließ bei vielen Menschen im Oberallgäu den Eindruck, die Kreischefin sei amtsmüde.

Dass ihr Einzug ins Parlament krachend scheiterte, rief ihre Gegner auf den Plan – auch die in den eigenen Reihen. Bei den Freien Wählern wurde die Forderung lauter, Baier-Müller sollte 2026 nicht mehr antreten – erste Kandidaten brachten sich in Stellung. Darüber hinaus verärgerte die Landrätin, dass Parteifreunde sie zu einem anderen Politikstil drängen, sie „verbiegen“ wollten.
Rückzug ein mutiger Schritt
Jetzt hat Indra Baier-Müller die Konsequenzen gezogen und ihren Rückzug angekündigt. Diese souveräne Entscheidung verlangt Respekt, weil sie „klar, ehrlich und konsequent“ war, wie es ihr eigener Anspruch ist.

Zudem könnte der mutige Schritt den Weg für eine sachorientierte Kreispolitik ohne politische Ränkespiele frei machen. So hätte die Landrätin den Oberallgäuern noch einen letzten Dienst erwiesen.
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