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Feuerwehr im Oberallgäu: Personalmangel - Notlage am Tag und innovative Lösungen gesucht

Wenn Feuerwehrleute fehlen

Manche Feuerwehr im Oberallgäu kann tagsüber nicht mehr vollständig ausrücken

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    Den Feuerwehren im Oberallgäu fehlt es an Personal.
    Den Feuerwehren im Oberallgäu fehlt es an Personal. Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild)

    Der Alarm schrillt, ein Haus steht in Flammen – jetzt ist Eile geboten. Laut Gesetz müssen die Feuerwehren innerhalb von zehn Minuten vor Ort sein. Doch in manchen kleinen Dörfern im Oberallgäu wird das zum Problem. Die Einsatzzeiten könnten nicht eingehalten werden, sagt der Oberallgäuer Kreisbrandrat Markus Adler.

    Untertags sind zu wenige Feuerwehrkräfte verfügbar

    Zwar seien die Feuerwehren in den Dörfern im Regelfall nicht schlecht besetzt. „Nachts ist alles wunderbar“, wenn der Alarm losgeht. Zu dieser Zeit liegen die Feuerwehrleute normalerweise daheim im Bett und schlafen. Das Problem besteht tagsüber. Denn dann stünden nur die Einsatzkräfte zur Verfügung, die auch im Dorf arbeiten, erklärt Adler. Und gerade in kleineren Ortschaften, in denen es kaum Jobs gibt, tun das die Wenigsten.

    Deshalb hat Adler in der Kreisverbandssitzung des Bayerischen Gemeindetags die Oberallgäuer Kommunen um Unterstützung bei der Akquise von Einsatzkräfte gebeten. Wer dafür infrage kommt? Beispielsweise Mitarbeiter der Kommune, die beim Bauhof oder im Rathaus arbeiten – oder (Haus-)Frauen.

    Der Frauenanteil bei der Feuerwehr liegt bei zehn Prozent

    Gerade bei Letzteren gibt es noch Luft nach oben. Der Frauenanteil bei den Oberallgäuer Feuerwehren ist mit nur zehn Prozent überschaubar, informiert Adler. „Es dürfte besser sein. Frauen sind herzlich willkommen.“

    In Bolsterlang beispielsweise wäre man dafür bereit. Im Juni weihte die kleine Gemeinde ihr neues Feuerwehrhaus ein. Darin gibt es unter anderem eine extra Umkleidekabine für Frauen – nur an aktiven Feuerwehrdamen fehlt es noch.

    In Oberjoch, einer kleinen Feuerwehr mit 25 Aktiven, sind derzeit immerhin zwei Frauen in Ausbildung. Es habe aber schon mal drei weibliche Aktive in der Mannschaft gegeben. Aber die seien weggezogen, sagt Kommandant Johannes Epple.

    Wenig Feuerwehrler in Oberjoch, weil Mietwohnungen fehlen

    Hauptproblem sei der Wohnungsmangel im Dorf. Die Jungen würden irgendwann einmal von zu Hause ausziehen und müssten dann den Heimatort verlassen, weil es kaum Mietwohnungen gebe, stattdessen aber viele Zweitwohnungen.

    In Oberjoch setzen Gemeinde und Feuerwehr deshalb auf Frauen und Männer, die im Dorf arbeiten, aber woanders wohnen. Diese Interessenten müssten aber erst einmal die Feuerwehrausbildung durchlaufen, sagt Epple. Das sei zwar keine schnelle, aber eine nachhaltige Lösung, wie der Kommandant meint. „Einer fängt wahrscheinlich bald an, es gab erste Gespräche.“

    Wenn ein Notruf eingeht oder eine Brandmeldeanlage anschlägt, ist die Integrierte Leitstelle Allgäu (ILS) die erste Adresse. Sie löst den Alarm dann bei den betroffenen Feuerwehren vor Ort aus. Haben sich denn bereits kleine Wehren wegen der schwierigen Situation vor Ort tagsüber abmelden müssen? Markus Adler sagt: „Eine komplett abgemeldete Feuerwehr im Oberallgäu gibt es derzeit nicht. Die örtliche Feuerwehr wird immer alarmiert.“

    Nicht einsatzbereit: Nachbarwehren werden sofort mitalarmiert

    In Orten, in denen beispielsweise Atemschutzgeräteträger oder manche Fahrzeuge tagsüber nicht einsatzbereit sind, werden fehlende Geräte oder Mannschaften aus den Nachbargemeinden oder Nachbarwehren sofort mit alarmiert, sagt Adler. Dies sei abgesprochen und bei der ILS hinterlegt. Die Alarmierung laufe übers System und vollautomatisch. Ingo Hofer, stellvertretender Leiter der ILS, teilt für Kempten „uneingeschränkte Alarm- und Leistungsbereitschaft“ mit durch die Kombination aus haupt- und ehrenamtlichen Einsatzkräften.

    Im Hindelanger Gemeindegebiet mit den sechs freiwilligen Feuerwehren ist es schon lange so, dass die Feuerwehr Sonthofen bei Bränden in der Regel mit alarmiert wird: Nirgendwo im Gemeindegebiet gibt es ein Fahrzeug mit Drehleiter, die unter anderem Lösch-Einsätze von oben ermöglicht. Sowohl in Bad Hindelang, aber auch in Blaichach wird deshalb darüber diskutiert, sich eine eigene Drehleiter zuzulegen, bestätigt Adler.

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