Es ist ein besonderes Projekt, mit dem Tim Mälzer nun beim TV-Sender VOX zu sehen ist. Der Fernsehkoch begleitet für das Format „Herbstresidenz“ zehn Personen mit kognitiver Beeinträchtigung bei einer 90-tägigen Qualifizierung zum Alltagshelfer. Die jungen Menschen treffen auf ältere und pflegebedürftige Personen - und auf Mälzer und den Schauspieler André Dietz, der selbst Vater einer Tochter mit Einschränkungen ist. Doch auch für Mälzer ist das Generationenprojekt etwas Besonderes. Sein Vater verstarb im letzten Jahr, bevor er in ein Pflegeheim ging, berichtet der Focus. Danach sprach er mit seiner Mutter über ein Pflegeheim, die aber nichts davon wissen wollte. Mälzer frage sich daher laut VOX: „Warum haben Leute so viel Angst vor dem Altersheim?”
Die Caritas überließ Mälzer und Dietz für das ungewöhnliche Projekt das Altenpflegeheim St. Nikolaus in Bernkastel-Kues. Letzterer will „den Laden komplett auf Links drehen“. Der Schauspieler sieht in dem Auftrag, die Bedingungen in dem Heim so zu verbessern, dass man gern einzieht, laut dem Focus großes Potenzial: „Dieses Experiment wird für Deutschlands Pflegeheime alles verändern.” Doch Mälzer zeigte sich zunächst geschockt von dem, was ihn in der „Herbstresidenz“ erwartete.
Mälzer in Pflegeheim geschockt: „Lieber wäre ich tot“
Mälzer ging vor den zehn Auszubildenden in das Pflegeheim an der Mosel. Er wollte sich ein Bild von der Perspektive der Bewohnerinnen und Bewohner verschaffen. Die Bedingungen schockten den TV-Koch. „Das war wie im Krankenhaus“, sagt Mälzer in der ersten Folge bei VOX. Er fragte die stellvertretende Pflegedienstleiterin, ob in dem Zimmer jemand gestorben sei. Die Antwort: „Ich glaube, es gibt hier kein Zimmer, wo noch kein Bewohner drin gestorben ist.” Mälzer stößt das übel auf. „Wäre das der letzte Bereich meines erlebten Lebens, ich glaube, da würde ich wieder anfangen zu trinken“, sagt er.
In der Folge wird Mälzer nach seinen Essenswünschen gefragt. Zu viel für den Koch: „In dem Moment wird mir das Leben ja komplett aus der Hand genommen. Ist der Moment des Einzuges hier der Beginn des Sterbens?” Hoffnung macht ihm lediglich eine 94 Jahre alte Dame, die mit ihrem Rollator viel unterwegs ist und immer einen frechen Spruch auf den Lippen hat. Trotzdem wählt Mälzer drastische Worte für das Szenario, in dem er nur noch essen, atmen und schlafen könne: „Lieber wäre ich tot.”
Auch interessant: Jüngst ging ein Video aus einem Pflegeheim viral. Das Pflegepersonal offenbarte in diesem die jeweiligen Herkunftsländer. Außerdem möchte Friedrich Merz (CDU) eine Pflege-Revolution lostreten. Ein Mann in Bayern wurde nach der Amputation beider Beine nur mit Pflegegrad 1 eingestuft.
„Herbstresidenz“: Mälzer will „lebendige Leichen“ verhindern
In der VOX-Sendung wird klar, dass sich das Pflegepersonal mehr Zeit für die Menschen wünscht. Durch die zehn neuen Azubis sollen sie genau das bekommen. „Die Explosivität dieser Mischung ist ja die: Auf der einen Seite haben wir eine Gruppe junger Menschen, die mit einer gewissen ungefilterten Emotionalität sich in dieses Abenteuer stürzen. Auf der anderen Seite haben wir eine Generation, die nie was mit Menschen mit Behinderung zu tun hatte. Und wenn, dann war das alles von Vorurteilen oder Ängsten geprägt“, erklärte Dietz.
Mälzer appellierte unterdessen an die Bewohnerinnen und Bewohner, dass sie den jungen Menschen eine Chance geben sollten. Von den Azubis erwartet er, dass sie den älteren Personen wieder eine Aufgabe geben. „Wenn wir ihnen diese Beweglichkeit nehmen, weil wir uns nicht mehr drum kümmern, dann schaffen wir lebendige Leichen.“
Mit dieser Herangehensweise feiert Mälzer in der ersten Folge von „Herbstresidenz“ einen ersten Erfolg. Er geht mit einem 88-Jährigen, der früher ehemaliger Bäcker war, in die Küche und macht einen Teig. Dabei bemerkt er eine Veränderung: „Es wurde gelächelt, die Augen wurden schärfer, spitzer.“ Mit Aktionen wie diesen will der TV-Koch dafür sorgen, dass das Heim für die Bewohnerinnen und Bewohner zu „einem neuen Zuhause“ wird.
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