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Pflegekosten 2029: Wieso der Eigenanteil bald fast 4000 Euro kosten könnte

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Pflegekosten 2029: Wieso der Eigenanteil bald fast 4000 Euro kosten könnte

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    Die Pflege im Pflegeheim ist teuer. Müssen Pflegebedürftige bald noch tiefer in die Tasche greifen?
    Die Pflege im Pflegeheim ist teuer. Müssen Pflegebedürftige bald noch tiefer in die Tasche greifen? Foto: Patrick Pleul, dpa (Symbolbild)

    In Deutschland leben laut der Pflegestatistik 2023 knapp 5,7 Millionen pflegebedürftige Menschen. Im Vergleich zu 2021 – dem Statistischen Bundesamt zufolge waren es laut der letzten Statistik rund fünf Millionen Pflegebedürftige – ist das eine Steigerung um etwa 700.000. Dabei wird nun ein noch größerer Teil der Pflegebedürftigen zu Hause durch Angehörige und ambulante Pflegedienste versorgt. Die häusliche Pflege ist von 84 Prozent auf 85,9 Prozent angestiegen. Derweil werden nur noch 14,1 Prozent der Menschen mit einem Pflegegrad von 1 bis 5 vollstationär in einem Pflegeheim versorgt (2021: 16 Prozent).

    Sogar bei Pflegegrad 5 – diesen können nur Menschen mit dem größten Pflegebedarf erhalten – sind die Zahlen rückläufig. Der Anteil Pflegebedürftiger mit Pflegegrad 5, die in einem Pflegeheim untergebracht sind, ist von 48,6 Prozent (2021) auf 46,8 Prozent (2023) gesunken.

    Doch warum ist das so? Ein möglicher Grund könnten die stetig steigenden Eigenanteile im Pflegeheim sein, die zu einer immer größeren finanziellen Belastung führen. Bis 2029 könnte die durchschnittliche Gesamtbelastung pflegebedürftiger Menschen im Pflegeheim laut einer aktuellen Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) bei fast 4000 Euro pro Monat liegen. Wie sich die Kosten zusammensetzen, lesen Sie hier.

    Übrigens: In ihren Wahlprogrammen zur Bundestagswahl 2025 stellen die Parteien unterschiedliche Forderungen für die Pflege auf. Die SPD will sich zum Beispiel für eine Begrenzung des Eigenanteils auf 1000 Euro einsetzen.

    Kurz erklärt: Was ist der Eigenanteil im Pflegeheim?

    Die Kosten für einen Platz im Pflegeheim setzen sich laut der Verbraucherzentrale aus unterschiedlichen Posten zusammen:

    Die Pflegeversicherung leistet nur zu den Kosten für Pflege und Betreuung einen Zuschuss. Die Höhe ist vom Pflegegrad abhängig und ist laut dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) seit Januar 2025 so hoch:

    • Pflegegrad 1: Pflegebedürftige mit Pflegegrad 1 können den Entlastungsbetrag in Höhe von 131 Euro pro Monat für die Pflege im Heim nutzen. Anspruch auf die Leistung „vollstationäre Pflege“ besteht erst ab Pflegegrad 2.
    • Pflegegrad 2: 805 Euro pro Monat
    • Pflegegrad 3: 1319 Euro pro Monat
    • Pflegegrad 4: 1855 Euro pro Monat
    • Pflegegrad 5: 2096 Euro pro Monat

    Die restlichen Kosten müssen Pflegebedürftige selbst bezahlen. Dabei setzt sich der Eigenanteil laut dem Verband der Ersatzkassen (VDEK) aus drei Komponenten zusammen:

    • einrichtungseinheitlicher Eigenanteil (EEE)
    • Investitionskosten
    • Kosten für Verpflegung und Unterkunft

    Der EEE bezeichnet laut dem VDEK den Teil der Pflegekosten, der über den Zuschuss der Pflegeversicherung hinausgeht. Auch Personal- und Ausbildungskosten fließen hier mit ein. Diese Kosten werden gleichmäßig auf alle Bewohner eines Pflegeheims aufgeteilt, variieren jedoch von Einrichtung zu Einrichtung. Seit 2022 beteiligt sich die Pflegeversicherung mit einem zusätzlichen Zuschuss am EEE. Die Leistungszuschläge richten sich laut dem BMG nach der Aufenthaltsdauer im Pflegeheim und wurden zuletzt 2024 erhöht:

    • im ersten Jahr: 15 Prozent des EEE
    • im zweiten Jahr: 30 Prozent des EEE
    • im dritten Jahr: 50 Prozent des EEE
    • ab dem vierten Jahr: 75 Prozent des EEE

    Kosten im Pflegeheim: Wie hoch war der Eigenanteil 2024?

    Anfang Januar 2025 hat das WIdO laut der AOK eine neue Auswertung zur finanziellen Belastung im Pflegeheim vorgestellt. Demnach lagen die durchschnittlichen Gesamtkosten für einen Platz im Pflegeheim Ende 2024 bei 4701 Euro. Abzüglich der Leistungen der Pflegeversicherung mussten Pflegebedürftige im Schnitt 2424 Euro pro Monat selbst bezahlen.

    Dabei gab es je nach Aufenthaltsdauer im Pflegeheim deutliche Unterschiede. So sorgten laut dem WIdO die Leistungszuschläge, insbesondere bei langer Wohndauer, für eine deutliche Entlastung. Rund 40 Prozent der vollstationär betreuten Pflegebedürftigen wurden bereits länger als drei Jahre im Pflegeheim versorgt. Ende 2024 mussten sie der WIdO-Auswertung zufolge „lediglich“ 1913 Euro pro Monat selbst bezahlen.

    Trotzdem haben die durchschnittlichen Eigenanteile Ende 2024 das Niveau aus dem Jahr 2021, als diese im Schnitt bei 2233 Euro lagen, bereits deutlich überschritten. Und das, obwohl damals laut der AOK die wohndauerabhängigen Leistungszuschläge ab 2022 eingeführt wurden, eben um die Eigenanteile zu begrenzen.

    Seit 2017 sind die Kosten für einen Platz im Pflegeheim – ohne Berücksichtigung der Leistungszuschläge – laut der WIdO-Auswertung um 84,4 Prozent gestiegen. Davon sind die Investitionskosten um 16,6 Prozent und die Kosten für Verpflegung und Unterkunft um 37,6 Prozent gestiegen. Mit einer Steigerung um 185,2 Prozent ist der EEE am stärksten gestiegen. 2017 lag er bei 616 Euro, 2021 bei 988 Euro und im Dezember 2024 bei 1757 Euro pro Monat.

    Zwar gibt es laut der AOK Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern und je nach Aufenthaltsdauer im Pflegeheim, trotzdem sei der Trend zu immer höheren Eigenanteilen insgesamt ungebrochen, erklärt der stellvertretende WIdO-Geschäftsführer David Scheller-Kreinsen. Das liege unter anderem an gestiegenen Lohnkosten.

    Pflegekosten 2029: Klettert der Eigenanteil auf 4000 Euro?

    Die Auswertung des WIdO beleuchtet nicht nur den Status quo, sondern gibt auch einen Ausblick auf die kommenden Jahre. Demnach könnte der Eigenanteil bis zum Jahr 2029 auf 3012 Euro, 3812 Euro oder 4771 Euro im Monat steigen.

    Das WIdO hat für die Vorausberechnung drei Szenarien zugrunde gelegt:

    • Szenario 1: jährlicher Anstieg des EEE um 5 Prozent
    • Szenario 2: jährlicher Anstieg des EEE um 10 Prozent
    • Szenario 3: jährlicher Anstieg des EEE um 15 Prozent

    Außerdem wurde auch die gesetzlich festgelegte Leistungsdynamisierung in der Pflege berücksichtigt, nach der die Leistungen der Pflegeversicherung ab 2025 alle drei Jahre angepasst werden sollen. Analog zur Erhöhung 2025 wurde für die Erhöhung 2028 ebenfalls eine Steigerung um 4,5 Prozent angenommen.

    Trotzdem steigt der durchschnittliche Eigenanteil Jahr für Jahr an. Das zeigen die Zahlen für 2019 bis 2024:

    • 2019: 1959 Euro pro Monat
    • 2020: 2097 Euro pro Monat
    • 2021: 2234 Euro pro Monat
    • 2022: 2055 Euro pro Monat – in diesem Jahr wurden die prozentualen Leistungszuschläge eingeführt
    • 2023: 2266 Euro pro Monat
    • 2024: 2424 Euro pro Monat

    So sehen die Zahlen laut der Vorausberechnung der WIdO für die Jahre 2025 bis 2029 aus:

    JahrSzenario 1Szenario 2Szenario 3
    20252510 Euro2631 Euro2752 Euro
    20262636 Euro2894 Euro3165 Euro
    20272767 Euro3184 Euro3640 Euro
    20282869 Euro3465 Euro4149 Euro
    20293012 Euro3812 Euro4771 Euro

    Ob sich die Zahlen tatsächlich so entwickeln werden, hängt unter anderem von der neuen Bundesregierung, die in diesem Jahr gewählt wird, sowie in der Folge von möglichen Pflegereformen ab.

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